Sonntag, 26. August 2012

Wir kommen in Frieden

Nun ist es leider einmal wieder soweit. Ein entspannter Urlaub mit meinem Ehedings neigt sich dem Ende zu. Damit einhergehend  steht uns auch gleich mal wieder eine mehrwöchige Trennung bevor. Und das mag ich an seinem Beruf einfach gar nicht. Dadurch so oft von ihm getrennt zu sein. Ich denke mit Grauen an die Zeit zurück wo wir, zu Beginn unserer Beziehung, über zwei Jahre eine Wochenendbeziehung führen mussten. Und so krame ich gerne folgendes, dramatisches Ereignis bei solchen bevorstehenden Trennungen, wieder hervor:

Weist du noch...

Das ist nun gut 10 Jahre her. Ich war hochschwanger und wieder mal alleine zu Hause. Mein Ehedings musste seinen Dienst ca. 130 Km von unserem Wohnort leisten. Und es kam wie es kommen mussten, mitten in der Woche, gegen 21 Uhr setzten die Wehen ein. Also schnell den werdenden Vater informieren: 

'Ne, oder? Jetzt? WIRKLICH?'

'HAAALLLOOOO'

 'Ja ist ja gut, ich mache mich auf den Weg!!!'

Ich machte mich dann auch mal auf dem Weg. Zum Glück war alles gut organisiert und ich konnte mich in die Klinik fahren lassen. 
Dort angekommen erklärten mir die Hebammen das die Geburt schon weit fortgeschritten ist und das Baby eigentlich jeden Moment auf die Welt kommen könnte. 'Das geht nicht*japps*' Verwunderte Blicke. 'Warum nicht'.'Na mein Mann ist ja noch nicht hier*hechel*.' Verwirrte Blicke zu dem Herren welcher mich in die Klinik gebracht hatte. Der bekam einem roten Kopf und winkte hektisch ab 'Nein, nein.. DAMIT habe ich nix zu tun!' Damit hatte er seinen Aufenthalt im Kreißsaal verwirkt und wurde barsch vor die Tür geschoben. Ich versuchte zwischen den Wehen zu erklären das MEIN Mann Soldat ist und erst auf dem Weg hierher. Verständnisvolle, mitleidige Blicke: 'Dann hoffen wir mal das er es rechtzeitig schafft. Ich sage beim Pförtner Bescheid das er gleich zu ihnen gebracht wird.'
Soweit beruhigt versuchte ich mich auf meine Aufgabe zu konzentrieren. Das Entspannen viel mir immer schwerer. Im Kreißsaal nebenan erlitt offensichtlich eine andere Frau die gleichen Qualen. Schlimmerer wohl, denn sie schrie immer lauter. 
Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Pförtner, Hebammen und Ärzte schoben einen Soldaten durch die Tür.

'Sie haben Glück, da ist ER'

Der Soldat sah mich an, ich den Soldaten. 

Und fingen wir beide gleichzeitig an zu schreien!

'Das ist nicht..' 'Nooo that's not..'

Der Soldat wollte fliehen, doch das verwirrte Klinikpersonal hielt ihn fest und wollten uns beruhigen. 
'Das ist eine ganz natürlich Sache. Sie müssen keine Angst vor der Geburt ihres Kindes haben.' 
'Und Sie müssen sich doch nicht vor ihrem Mann schämen!'

'VOR MEINEM MANN SCHÄME ICH MICH AUCH NICHT!
VOR DEM DORT SCHON!'

Der arme Kerl zitterte bereits heftig in seiner englischen Uniform. Als aus dem benachbarten Kreißsaal deutlich zu vernehmen war:

'Bring me my husband NOOOOOOWWWWWW!'

Und da fiel auch bei den restlichen Beteiligten endlich der Groschen und der gute Mann wurde seinem rechtmäßigen Eheweib zugeführt. 

Meine Hebamme sah ihm hinterher, sah mich an und meinte trocken:

'Also wenn sie mich fragen, bei ihnen wäre er besser aufgehoben gewesen!'

Ich allerdings war dann doch froh das sich mein Ehedings kurze Zeit später noch an/eingefunden hatte. Man hatte ihn nämlich schon beim Betreten des Krankenhauses abgefangen und ihn gefragt:

' SPRECHEN... SIE ...DEUTSCH?'

Als er auf das kleine Deutschlandfähnchen an seiner Uniform deutete und die Frage mit einem verblüfften, aber klarem: 'JA!' beantworten konnte, durfte er zu mir und ich unser kleines Mäusezähnchen mit ihm gemeinsam auf die Welt bringen. 



UND..

ein Glück das England uns auf Grund dieses Vorfalls nicht den Krieg erklärt hat.

^^